A FOTZN KAUNST HOBM
Foto: Victor Halb
Performance, KLEIDERSALON RIEGER, Wien 2016
Das Wort „Fotze“ bedeutet in O.Ö. Ohrfeige oder Mund und wird mit dem Buchstaben n am Ende ausgesprochen, also „Fotzn“. In dieser sich bewegenden Assemblage wurde „Fotze“, das weibliche Geschlecht, und die „Fotzn“, die Ohrfeige, der Mund, spielerisch zusammengefügt. Das Genital zeigte sich „herausgeputzt“ (Zitat Elfriede Jelinek, Die Schutzbefohlenen), mit Perlen bestückt, das Gesicht war zuerst nicht sichtbar, die Stimme wütend, konträr zu Zeiten, in denen fast ausschließlich das hübsche Gesicht der Frau das wichtigste Schönheitskriterium war und nicht der ganze Körper, geschweige denn die dahinter verborgene Emotion.
Die Tabuisierung des weiblichen Genitals besteht vorallem seit Beginn der Neuzeit und hatte im viktorianischen Zeitalter des 19. Jahrhunderts einen Höhepunkt. Selbst im Ehebett sollte man damals den Unterleib nicht zeigen. Obwohl es im 20. Jahrhundert diesbezüglich einige Befreiungstendenzen gab, steckt körperfeindliche Moral, auf diese oder jene Art, immer noch in unseren Knochen. Ich selbst, z.B., in den 70er Jahren in Oberösterreich in einer katholischen Bauernfamilie aufgewachsen, musste mich mit einer Unterhose bekleidet in die Badewanne setzen, damit ich mich selbst nicht nackt sehen konnte, und habe kein spezifisches Wort für meinen „weiblichsten Körperteil“ gelernt.